2021: Handlungsdruck steigt!

Eine Erkenntnis drängte sich mit dem Ausbruch von COVID-19 ins Bewusstsein aller: Pflege zählt zu den elementaren Bedürfnissen im Leben. Sie ist nicht nur „systemrelevant“, sondern prägt als zentrale „soziale Frage der 20er Jahre“ auch unsere Perspektive auf 2021 und das kommende Jahrzehnt. Ein Ausblick auf die drängendsten Fragen in diesem Jahr.

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Eigentlich ist der Gedanke nicht neu: Pflege zählt zu den wirklich zentralen menschlichen Bedürfnissen. Doch die Strukturen im Gesundheitswesen und die mangelnde öffentliche Aufmerksamkeit verstellten in der Vergangenheit häufig den Blick auf diese Tatsache. Mit Ausbruch von COVID-19 im März 2020 änderte sich das, voller Anerkennung blickt die Gesellschaft seither auf die Pflegenden inmitten der Pandemie. Sie bescherte den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, den Pflegenden, Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen eine Belastungsprobe, wie wir sie in unserer Generation bislang noch nicht erlebt haben.

„Die Krise offenbarte, dass in unseren stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen Menschen arbeiten, die fachlich kompetent sind und sich in dieser Ausnahmesituation für die Senioren und ihre Familien mit individuellen Lösungen, organisatorischem Aufwand und persönlichem Engagement einbringen“, erklärt TERRANUS Geschäftsführerin Anja Sakwe Nakonji. „Das Jahr 2020 wird sicher in unserer kollektiven Erinnerung bleiben. Jetzt kommt es darauf an, die gewonnenen Erkenntnisse zügig für den Auf- und Ausbau solider und nachhaltiger Strukturen zu nutzen.“

Entscheiden und handeln: Von der Finanzierung bis zum Pflegekraftmangel

Mag die Krise auch demonstrieren, dass Pflegende und Pflegeeinrichtungen weit über sich selbst hinauswuchsen, zeigten sich in ihr aber auch zahlreiche strukturelle Mängel, und sie führte dazu, dass grundlegende Debatten aufgeschoben wurden. Für 2021 stehen diese Themen drängender denn je auf der Agenda:

  • Vergütung der Pflege: Der Pflegekraftmangel in Deutschland spitzt sich bei weiterhin steigender Nachfrage zu. Eine angemessene Vergütung für Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen erhöht nicht nur prinzipiell die Attraktivität des Berufs. Sie ist auch vor dem Hintergrund der generalistischen Pflegeausbildung dringend notwendig, um eine Chancengleichheit bei der Mitarbeiterakquise zwischen Krankenhaus und Altenhilfe herzustellen.
  • Finanzierung von Pflegeleistungen: Steigende Personalkosten durch eine attraktivere Vergütung der Pflegekräfte wird aber auch die Kosten für die Pflegeversicherung in die Höhe treiben. Dabei stellt sich prinzipiell die Frage: Wie lassen sich steigende Pflegeleistungen langfristig finanzieren? Und welche Leistungen werden von der Pflegeversicherung abgedeckt, um eine Leistungsgerechtigkeit unter den sich differenzierenden Pflege- und Wohnformen zu gewährleisten? Eine Ungleichbehandlung der Sektoren (ambulant vor stationär) würde künftig die Entwicklung vielfältiger und individueller Versorgungsformen hemmen. Die Unterscheidung nach „Wohnen“ und „Pflege“ hingegen erlaubt eine Angebotsvielfalt und Leistungsgerechtigkeit. So ermöglicht etwa die Trennung der Kosten für Unterkunft und Verpflegung pflegebedürftigen Menschen eine individuellere Lebensführung und die Mitbestimmung darüber, welches Wohn- und Lebensumfeld sie sich leisten wollen.
  • Deckelung der Eigenanteile in Pflegeheimen: Ganz gleich, ob Politik und Öffentlichkeit über höhere Gehälter für Pflegekräfte oder über die Deckelung der Eigenanteile in der stationären Pflege debattieren – nur ein ehrlicher Diskurs um die gesamtgesellschaftlichen Kosten schafft Klarheit. Eine Begrenzung des Eigenanteils etwa auf maximal 700 Euro pro Monat und längstens 36 Monate entlastet Pflegebedürftige sowie ihre Angehörigen und ist wünschenswert, damit ein bescheidener Wohlstand durch die Pflegekosten nicht völlig aufgezehrt wird und in die Sozialhilfe führt. Gleichzeitig gilt es, offen darüber zu diskutieren, welche Gelder wir gesellschaftlich für Pflege bereitstellen und wie wir sie sinnvoll verteilen können.
  • Einsatz von Pflegehilfskräften: Der eklatante Pflegefachkraftmangel wird sich angesichts der kontinuierlich steigenden Zahl an Pflegebedürftigen weiter zuspitzen. Die Debatte darum, welche Aufgaben auch Pflegehilfskräfte oder andere Berufsgruppen wie etwa Physio- oder Ergotherapeuten übernehmen können, wird von zentraler Bedeutung sein. Welche Qualifizierungen zusätzlich erforderlich sind, um die Qualität der Pflege garantieren zu können, sollte offen diskutiert werden und in Delegations- und Schulungskonzepte münden.
  • Vorsorge im Sinne des Katastrophenschutzes: Die exakte Überprüfung der Pandemiepläne auf lokaler Ebene und die Festlegung von Handlungsketten etwa bei Lieferengpässen von Schutzkleidung schützt vor Blindflügen, wie wir sie zu Beginn der Corona-Krise erlebten. Damit ließen sich vorab die Frage von Quarantänebereichen klären, die Organisation von Testzentren festlegen oder Vorgaben für die Vorsorge der einzelnen Einrichtungen definieren. Im Ernstfall weiß dann jeder, wie der Prozess abläuft.
  • Geriatrische Rehabilitation ausbauen: Es braucht dringend einen bedarfsgerechten Ausbau der Rehabilitationseinrichtungen für hochbetagte Menschen, da diese Einrichtungen in den meisten Fällen eine stationäre oder ambulante Weiterversorgung nach einem Krankenhausaufenthalt bereitstellen. Die geriatrischen Reha-Fälle steigen seit Jahren, bislang aber wird der Ausbau vernachlässigt.

Die Liste der Herausforderungen für 2021 ließe sich lange fortführen. „Auch wenn die Pflegeeinrichtungen derzeit noch mit der Bewältigung der Pandemie und der enormen Test- und Impflogistik ausgelastet sind,“so Anja Sakwe Nakonji, „ist es jetzt Zeit, zügig die drängenden Fragen zu klären und die Weichen für die Zukunft zu stellen.“ Denn in einem Punkt sind sich wohl alle mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn einig: „Pflege ist die soziale Frage der 20er Jahre!“

 

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Anja Sakwe Nakonji

Geschäftsführerin

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Fax +49 221 / 93 700 777

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