Fakten-Check: Renditen im Pflegemarkt
Das Märchen von zweistelligen Gewinnen auf dem deutschen Pflegemarkt beherrscht die öffentliche Diskussion. Die Verwirrung ist groß, die Empörung noch größer. TERRANUS klärt die Fakten und bringt ein wenig Transparenz in den Rendite-Dschungel.
Stimmungsmache gegen Betreiber und Investoren – so könnte man den aktuellen Rendite-Diskurs in Medien und Politik auch bezeichnen. Von zweistelligen Gewinnen mit Pflegeheimen ist die Rede, wobei die unterschiedlichen Renditekennziffern oft wild durcheinandergeworfen werden. Ob EBIT, EBITDAR, Margen oder Umsatzrenditen – die Diskussion wird hochemotional geführt, mit viel Unkenntnis und ohne genau zu differenzieren.
Betriebs- oder Immobilienrendite: Was ist gemeint?
Eigentlich ganz einfach: das eine erwirtschaftet der Betreiber eines Pflegeheims, das andere der Immobilieneigentümer. „Das zu unterscheiden ist wichtig“, erklärt TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu, „denn diese beiden Bereiche sind völlig getrennt voneinander zu betrachten.“ Im bundesdeutschen Durchschnitt liegt die Nettoumsatzrendite eines Pflegeheim-Betreibers, also das Betriebsergebnis bezogen auf den Umsatz nach Abzug von Steuern, Zinsen und Miete bei rund 3 Prozent. Vorausgesetzt alle Parameter stimmen. Ähnlich sieht es bei den Immobilienbesitzern aus: die Nettorendite, bezogen auf das investierte Kapital, liegt derzeit bei etwa 4 Prozent. Von zweistelligen Renditen sind Eigentümer wie Betreiber also weit entfernt.
Brutto oder Netto: Faire Betrachtung tut not
Tauchen in den Schlagzeilen Betriebsergebnisse in Höhe von 15 Prozent auf, werden – mitunter gar vorsätzlich – erhebliche Kosten ausgeblendet. Die Rede ist dann zum Beispiel von der EBITDAR-Marge, die sich auf das Betriebsergebnis vor Abzug von Mieten, Zinsen und Abschreibungen sowie zusätzliche Aufwendungen bezieht. Noch zudem beschreibt diese Kennziffer das Ergebnis vor Steuern. „Wenn in der öffentlichen Diskussion nicht mehr zwischen Brutto und Netto unterschieden wird, kann ich den Ärger von Betreibern und Investoren gut nachvollziehen“, so Markus Bienentreu, „dabei wären ohne den Einsatz von privatem Kapital, in den letzten 20 Jahren rund 70 Prozent der neu geschaffenen Heimplätze gar nicht entstanden.“
Fazit: Öffentliche Generalkritik gegen vermeintliche Gewinnmargen löst das Problem der dringend benötigten Investitionen in den Pflegeheim-Neubau sicher nicht. Die Rückkehr zu einer fairen und differenzierten Betrachtung schon eher.
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Markus Bienentreu
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