Klinik-Rettung: Mit neuem Konzept und Betreiber zurück zum Erfolg

Rückläufige Belegung infolge von Corona, massive Kostensteigerungen und der Fachkräftemangel trieben die Sachsen-Klinik Naunhof im Februar 2023 in die Insolvenz. Gut ein Jahr später kann die Einrichtung wieder zuversichtlich in die Zukunft schauen – mit neuem Betreiber und neuer strategischer Ausrichtung auf die geriatrische Reha. Was dazwischen geschah und wie der Turnaround gelungen ist, berichten Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus (Foto rechts) und Carsten Brinkmann (Foto links), Aufsichtsratsvorsitzender von TERRANUS, im Interview.

Sachsen-Klinik Naunhof Rettung: Mit neuem Konzept und Betreiber zurück zum Erfolg

Was waren die Gründe für die Insolvenz der Sachsen-Klinik, und welche Situation haben Sie nach Ihrer Bestellung zum vorläufigen Insolvenzverwalter vorgefunden?

Joachim Voigt-Salus: Die Sachsen-Klinik Naunhof ist ein interessantes Konstrukt: Die Immobilie war ursprünglich als Hotel geplant und besteht aus mehreren Gebäudekörpern. Der eine Teil wird als Reha-Klinik genutzt, der andere als Pflegeheim. Der Rehaklinik machten die Nachwehen der Corona-Pandemie massiv zu schaffen: Weniger Operationen heißt weniger Reha-Patienten. Die Belegung lag bei Insolvenzanmeldung nur bei etwas mehr als 50 Prozent. In der Pflege war die Auslastung besser, aber wegen des Fachkräftemangels auch nicht im auskömmlichen Bereich. Mit so einer Konstellation bekommen Sie als Betreiber irgendwann ein Liquiditätsproblem. Vor allem wenn gleichzeitig die Sach-, Energie- und Personalkosten explodieren.

Worauf lag der Fokus zu Beginn der Sanierung?

Voigt-Salus: Wie immer in der Anfangsphase einer Insolvenz ging es zunächst darum, den Betrieb zu stabilisieren und die Fortführungsoptionen zu prüfen. Das Insolvenzgeld hat uns dafür zwei Monate Luft verschafft. Bis zur Verfahrenseröffnung mussten wir klären: Können wir auch unter Vollkosten fortführen, ohne dauerhaft Insolvenzmasse zu verbrennen? Dafür brauchten wir einen genauen und vor allem belastbaren Überblick über die Zahlen und eine fundierte Planung. Bei den sehr komplexen Abrechnungsmodalitäten für Kliniken und Pflegeeinrichtungen ist das nicht ganz trivial. Dabei hat uns TERRANUS unterstützt.

Carsten Brinkmann: Wir haben umgehend eine umfassende Gewinn- und Verlustrechnung für das laufende Geschäftsjahr erstellt, aus der wir eine kurz- und mittelfristige Liquiditätsplanung inklusive Restrukturierungs-Empfehlungen abgeleitet haben. Die Fragestellung war: Wie ist die Kostenstruktur? Reichen die monatlichen Einnahmen aus, um das Unternehmen fortzuführen und zu sanieren? Welche Belegung brauchen wir dafür, und ist die realistisch?

Mit welchem Ergebnis?

Brinkmann: Unsere Planungen haben ergeben, dass die Klinik bei einer dauerhaften Belegung von 85 Prozent, einer etwas höheren Vergütung durch die Kostenträger und einer leicht optimierten Kostenstruktur ein positives Betriebsergebnis erzielen kann.

Diese Voraussetzungen mussten aber doch erst einmal geschaffen werden, oder?

Voigt-Salus: Genau, das ging natürlich nicht von jetzt auf gleich. Aber wir hatten durch das Insolvenzgeld etwas Liquiditätspuffer, so dass wir nach Verfahrenseröffnung fortführen und mit gezielten Maßnahmen die Restrukturierung angehen konnten. Parallel dazu haben wir – ebenfalls mit Unterstützung von TERRANUS – einen Investorenprozess für den Geschäftsbetrieb und die Immobilie aufgesetzt. Dabei kam uns zugute, dass inzwischen auch die Immobiliengesellschaft Insolvenz angemeldet hatte und beide Verfahren von uns geführt wurden.

Was bedeutet Restrukturierung konkret?

Voigt-Salus: Der entscheidendste Punkt waren die Verhandlungen mit den Kostenträgern. Das war eine Herausforderung, weil die Kostenträger sehr detaillierte Unterlagen forderten, die Gegenstand von fünf Verhandlungsrunden waren. TERRANUS hat diese Verhandlungen sehr professionell vorbereitet und begleitet. Letztendlich ist es gelungen, eine deutliche Erhöhung der Pflegesätze für die Reha-Klinik zu erzielen. Da parallel die Auslastung stieg und wir das teure Leasing-Personal zurückfahren konnten, hat sich die Lage deutlich stabilisiert, und wir konnten uns auf die Investorensuche konzentrieren.

Wie war die Resonanz auf den Investorenprozess?

Voigt-Salus: Verhalten. Wir hatten es ja mit einer etwas atypischen Konstellation aus Reha und Pflege in einer etwas atypischen Immobilie zu tun.

Brinkmann: Reha kann man dort gut anbieten, aber für Pflege ist die Immobilie nicht ideal und der Standort zu dezentral. Da lag es nahe, sich ganz auf Reha zu konzentrieren und das Konzept in Abstimmung mit den Kostenträgern neu auszurichten. Das hat sich auch deutlich bei der Investorensuche gezeigt. Auch wenn wir für beide Teilbereiche Investoren gesucht haben, gab es für die Pflege keinen Interessenten.

Warum ist am Ende trotzdem die Rettung der Klinik gelungen?

Voigt-Salus: Wir haben einen Investor gefunden, der sich mit geriatrischer Reha auskennt und das Potential der von uns „ansanierten“ Einrichtung erkannt hat. Dafür gibt es einen wachsenden Bedarf und auch die Kostenträger sind bereit, diese Leistung angemessen zu refinanzieren. Der Investor, die Michels-Unternehmensgruppe, ist nicht nur Betreiber, sondern hat viel Erfahrung in der Immobilienbewirtschaftung. Er sieht Betrieb und Immobilie als Einheit. Für die Sachsen-Klinik die ideale Konstellation. Im Dezember 2023 wurden die Verträge unterzeichnet und der Klinikbetrieb ging zum 01.01.2024 auf den neuen Betreiber über. Zur Wahrheit gehört jedoch leider auch, dass wir die Pflege schließen mussten.

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