Pflegeheime in NRW: „Voll belegt!“
Pflegebedürftige in der Warteschleife: Die meisten der 2.800 Einrichtungen in NRW erteilen bereits bis zu 10 Absagen pro Monat oder verhängen einen völligen Aufnahmestopp. „Höchste Zeit für Investitionen in den Pflegeheim-Neubau und genügend Fachkräfte“, erklärt Markus Bienentreu.
Krise mit Ansage: Deutschlands Pflegeheime laufen voll. In Nordrhein-Westfalen vermelden die meisten der 2.800 Pflegeheime, dass sie voll belegt sind und wieder Wartelisten führen. Im Rhein-Kreis-Neuss etwa zeigte die von der Kommune eigens entwickelte Pflegefinder-App im März nur noch zwei freie Plätze an – und die auch nur für Frauen und ausschließlich im Zweibettzimmer. In Gelsenkirchen suchten Pflegebedürftige gar ein halbes Jahr nach einer Einrichtung, im Rhein-Erft-Kreis berichteten Angehörige, dass sie über 30 Pflegeheime abklapperten, um nach Monaten die schwer demenzkranke Tante unterzubringen.
„Die meisten Einrichtungen müssen inzwischen acht bis zehn Absagen pro Monat erteilen“, beklagt etwa Reinhard van Spankeren, Sprecher der Freien Wohlfahrtspflege in NRW gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Experten beobachten bereits einen regelrechten Pflegetourismus aus den Ballungsgebieten in ländliche Regionen. Eine weitere Folge der Platznot: In rund 80 Prozent der Kommunen herrscht eine eklatante oder drohende Unterversorgung bei den dringend benötigten Kurzzeitpflegeplätzen, so der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste bpa.
Platz schaffen, Investitionen fördern
„Die Krise war abzusehen, seit Jahren prognostizieren wir den steigenden Bedarf“, erklärt TERRANUS Geschäftsführer Markus Bienentreu, „wir benötigen dringend hohe Investitionssummen in den Pflegeheim-Neubau, also privates Kapital.“ Und das steht durchaus bereit, denn der Markt für Pflegeimmobilien bleibt aufgrund der demografischen Entwicklung über Jahrzehnte hinweg ein echter Wachstumsmarkt.
„Wer aber Investitionen wünscht, muss die Regeln auch investitionsfreundlich gestalten“, fordert Markus Bienentreu von der Politik. Das beginnt bei der Bereitstellung geeigneter Grundstücke reicht über verlässliche und auskömmliche Refinanzierungsmöglichkeiten bis hin zu Bauvorschriften. „Wenig dienlich ist dabei eine öffentliche Debatte, die mit abstrusen Renditen und viel Unkenntnis Stimmung gegen Unternehmen im Pflegemarkt macht.“ Warum dies mit der Realität engagierter Betreiber und Investoren wenig zu tun hat, erklärt der TERRANUS Branchenmonitor 2019.
Aufnahmestopp trotz freier Betten
Richtig brisant wird der bauliche Pflegenotstand noch durch den Fachkräftemangel. So werden aufgrund des Personalmangels immer häufiger Aufnahmestopps ausgesprochen. Da wird beispielsweise eine gesamte Etage in einem Pflegeheim schlicht nicht belegt, weil die offenen Stellen für Pflegekräfte über Monate nicht zu besetzen sind und die gesetzlich vorgeschriebene Fachkraftquote von 50 Prozent nicht zu gewährleisten ist. Die Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Pflegeeinrichtungen werden dadurch deutlich beschränkt. Benötigt man kurzfristig einen Pflegeplatz, muss man praktisch nehmen, was gerade frei ist.
Und das Problem wird sich weiter verschärfen. Fehlen heute insgesamt 50.000 Fachkräfte deutschlandweit, so werden es laut Statistischem Bundesamt bereits 2025 rund 200.000 sein. „Ob Ausbildungs- oder Qualifizierungsoffensiven, ob zügige Anerkennungsverfahren für ausländische Pfleger, Digitalisierung oder einen differenzierteren Personaleinsatz – in allen Bereichen wird ein rascher und entschlossener Ausbau notwendig sein, wenn wir Rationierung und Wartelisten vermeiden wollen“, sagt Markus Bienentreu.
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