„Von der Subjektivität der Zahl“
Harte Fakten + solide Zahlen = klare Sache? Von wegen. Einfache Gleichungen verstellen den Blick auf die Zukunft der Sozialimmobilien. Wir brauchen offene Diskussion und pragmatisches Handeln ohne Sozialromantik, um die demografische Entwicklung zu meistern. Ein Interview mit Carsten Brinkmann.
Herr Brinkmann, bereits 2040 werden in Deutschland 24 Millionen Einwohner im Alter von 65+ leben. Ein starkes Argument für Sozialimmobilien?
Carsten Brinkmann: Alter ist eine sehr subjektive Zahl. Im Profi-Fußball ist man mit 35 alt, in der Politik will Hillary Clinton mit 69 Jahren Präsidentin der USA werden. Die Hälfte der jüngeren Leser dieses Blogs hat eine gute Chance, 100 Jahre alt zu werden. Wir wissen nicht wirklich, was künftig Alter bedeutet. Sicher: Die Dienstleistungs- und Versorgungsformen werden durchlässiger, der Bedarf für ambulante und stationäre Pflege steigt deutlich bis 2050. Die viel spannendere Frage aber lautet: Wie möchte der größte Teil dieser 24 Millionen Menschen im Alter von 65+ leben?
Was bedeutet das für künftige Projekte und für Investoren?
Carsten Brinkmann: Echtes Umdenken und eine kleine (R)Evolution. Es geht im Kern darum, neue und flexiblere Wohnformen für jede Lebensphase zu entwickeln. Das ist wichtig, denn es wird auch die Lebensqualität der künftigen Generation 65+ positiv beeinflussen. Das bedeutet konkret:
- in einem Quartier übergreifende, bedarfsgerechte Dienstleistungen koordinieren,
- Infrastruktur für vielfältig vernetzte Dienstleistungen und Wohnungen ausbauen,
- statt Silodenken einzelner Kostenträger ein selbst verantwortetes Budget für Versicherte einführen,
- und dies alles generationsübergreifend nach Bedarf, nicht nach Alter verwirklichen.
So flexibel gestaltet, könnten neue Wohnformen sich hoch effizient jeder demografischen Entwicklung der Zukunft anpassen – egal, wann wir in Zukunft nun wirklich alt sein werden.
Lohnt sich da noch ein Investment in klassische Pflegeheime oder deutet sich gar eine Blase an?
Carsten Brinkmann: Stationäre Pflegeplätze für Hochbetagte benötigen wir weiterhin. Im professionellen Bereich stieg der Kaufpreisfaktor für gute Objekte mit Lagequalität in den vergangenen 5 Jahren vom 15,5-Fachen auf das 16,5-Fache. Das entspricht rund 20 Prozent. Dennoch: Im Vergleich zu vielen Anlagealternativen bieten Sozialimmobilien nach wie vor solide Renditen von rund 6 Prozent. Eine Blasenbildung kann ich derzeit – anders als im Geschosswohnungsbau – bei weiter steigendem Bedarf an Pflegeplätzen nicht erkennen.
Sie möchten persönlich mit Carsten Brinkmann über Investitionen in die Zukunft diskutieren?
Carsten Brinkmann
Aufsichtsratsvorsitzender
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